Die Erfolge der Geldpolitik bei der Bekämpfung der Inflation sind bemerkenswert. So erfreulich der fast schon makellose Rückgang der Teuerungsraten ist, sollte man sich doch nicht der Illusion hingeben, dass sich makroökonomische Parameter beliebig feinsteuern liessen. Wie viel tatsächlich im direkten Zusammenhang mit der Geldpolitik steht und wie gross der Anteil von Zufall oder Glück ist, weiss niemand. Auch die volle Wirkung des Bremsmanövers ist heute noch nicht absehbar.
Wenig erbaulich präsentiert sich ausserdem die fiskalpolitische Lage. Während der Pandemie sind die staatlichen Schuldenberge notwendigerweise deutlich gewachsen. Die Haushaltsdefizite, beispielsweise in den USA oder in Deutschland, sind jedoch auch nach der Pandemie zu gross. Steigende Anforderungen aus der Sicherheits- und Klimapolitik sowie der demografischen Entwicklung sind vorprogrammiert. Darüber hinaus übernehmen viele Staaten eine deutlich aktivere Rolle in der Industriepolitik, die enorme Mittel verschlingt, deren Nutzen aber zweifelhaft ist. Der fiskalpolitische Pfad diverser Länder scheint uns aktuell nicht nachhaltig. Daher ist trotz der positiven Grundstimmung zu Jahresbeginn aufgrund des erfreulichen Rückgangs der Inflation eine gewisse Vorsicht angebracht
Martin Schenk
Vorsitzender der Geschäftsleitung
2023 verlief aus wirtschaftlicher Sicht einiges besser, als man es vor Jahresfrist noch erwarten durfte. Zwar stiegen die Zinsen nochmals deutlich an, im März traten markante Instabilitäten im Bankensystem auf und im Oktober eskalierte die Gewalt auch im Nahen Osten.